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Lesung Grenzschicksale

Lesung Grenzschicksale (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Lesung Grenzschicksale

Am 02. März 2024 um 16:30 Uhr wird Ines Godazgar im Hötenslebener Rathaus aus ihrem im letzten Jahr erschienen Buch lesen. Der Verlag Janos Stekovics präsentierte im letzten Jahr auf der Leipziger Buchmesse eine neue Publikation zur deutschen Teilung: Unter dem Titel „Grenzschicksale - Als das Grüne Band noch grau war“ entstand in den zuvor vergangenen anderthalb Jahren ein Buch, in dem 30 Zeitzeugen ihr Leben auf beiden Seiten dieser lange als unabänderlich geltenden Grenze schildern. Ergänzt werden die Lebensberichte durch einfühlsame Porträts der Fotografin Maike Glöckner sowie durch einen umfangreichen Bildteil mit Arbeiten des Landschaftsfotografen Janos Stekovics.

 

Nirgendwo sonst sind die Spuren der deutschen Teilung noch heute so sichtbar wie am Grünen Band, jenem Areal, das früher die innerdeutsche Grenze bildete. Obwohl diese Grenze noch immer im öffentlichen Diskurs präsent ist, mag es vor allem für junge Menschen schwierig sein, das Leben und den Alltag an und mit ihr zu verstehen.

 

Deshalb kommt der Bewahrung der Erinnerungen jener, die diese Zeit erlebt haben, ein immer größerer Stellenwert zu. Zentrales Element in diesem Prozess sind die Berichte von Zeitzeugen. Sie bereichern den Diskurs um eine ganz besondere Facette, denn vor allem ihre persönlichen Schilderungen sind es, die Geschichte für die Nachgeborenen anschaulich werden lassen.

 

Das Potenzial, das in diesem Genre steckt, zeigt sich im vorliegenden Buch. Es enthält 30 sehr persönlichen Porträts von Menschen, die ganz unterschiedliche Erfahrungen aus ihrem Leben auf beiden Seiten der einstigen innerdeutschen Grenze schildern. Darin wird deutlich, wie stark die deutsche Teilung in das persönliche Leben und Arbeiten der Menschen hineinwirkte. Aber auch, wie unterschiedlich man mit dieser Grenze umging. Die geschilderten Lebensgeschichten bestechen durch ihre Nahbarkeit. Sie sind naturgemäß häufig erschreckend, brutal oder tragisch, mindestens so oft aber auch interessant und bewegend, detailreich und spannend, ja oft sogar klug und weise.

 

In der Lesung in Hötensleben nehmen wir einen regionalen Bezug.

Am Hof der Eltern von Frau Hashash, Familie Lickfett aus Büddenstedt, kamen häufig Flüchtlinge an. Der Hornhof in Harbke, später gesprengt, war nur ca. 400 Meter entfernt und der hatte eine zentrale Rolle bei Fluchtaktionen. Im Sommer 1969 kam es zu einer besonderen Flucht. Eckhard Oborny war in den sechziger Jahren als Bergbauingenieur Mitarbeiter im Tagebau Harbke in der DDR und wollte in den Westen fliehen. Der Tagebau war gleich an der Grenze. Also versteckte er acht Mitglieder seiner Familie in einer Bergbaulok und fuhr los. Ausgerechnet in dieser Nacht gelang es Oborny nicht, das Licht der Lok umzuschalten. Anstelle von weißem Licht leuchtete die Vorderseite des Zuges rot. Das fiel einer Stellwerkerin auf, die den Zug stoppte. Auf einmal fing Obornys kleine Tochter mit weinen an. Da schaltete Oborny schnell den Kompressor ein und rief der Stellwerkerin zu, er müsse jetzt weiterfahren. Ob sie etwas bemerkt hatte, hat er nie erfahren. An der Kante des Tagebaus angekommen, stiegen sie aus und liefen die Böschung hinunter. Sie waren im Westen, doch sie liefen trotzdem weiter, aus Angst, ein DDR-Grenzschützer würde auf sie schießen. Bis sie am Hof von Lickfetts ankamen. Dieser Fall sorgte für ein großes Medienspektakel. Frau Hashash ist eingeladen.

Eine weitere Geschichte erzählt Peter Rautenschlein. Die deutsche Teilung zog sich wie ein roter Faden durch sein Leben. Als am 26. Mai 1952 die Grenze in Hötensleben geschlossen wurde, versuchte Peter Rautenschleins Vater die Bestände des Getreidelagers in Hötensleben zu retten. Sie waren an diesem Tag noch in der Börde unterwegs und fuhren an diesem Tag übrigens mit der Heringsbahn. Diese und andere spannende Geschichten werden zu hören sein. Auch Geschichten in der Zeit nach 1989.

Romantisch werden wir auch noch. Obwohl so romantisch ist es dann doch wieder nicht, denn die Liebesgeschichte von Gerda Winter und Harald Wachsmuth ist zu Beginn von vielen Hindernissen und Entbehrungen geprägt. „Im Abschied nehmen waren wir spitze.“ Aber am Ende hat die Liebe gesiegt. Harald aus Gilzum, Landkreis Wolfenbüttel, und Gerda aus Hötensleben haben sich verliebt, Der Bau Grenze machte ihre Liebe allerdings schwierig. Die junge Liebe geriet in die Mühlsteine der Politik. Die DDR-Behörden verweigerten ihnen den Trauschein und Gerda durfte nicht in den Westen. Als sich dann das erste gemeinsame Kind ankündigte, zog Harald Wachsmuth in die DDR. Ein folgenreicher Entschluss, denn er konnte jetzt bei Frau und Kind sein, durfte aber nicht mehr in seine Heimat zurück. Es gibt dabei viele kleine spannende Geschichten. Es wird versucht die Söhne zur Lesung zu bekommen.

Im Buch gibt es noch weitere Geschichten, die sich mit Hötensleben und der Region befassen, nur würde der zeitliche Rahmen überspannt werden. Dazu vielleicht mehr bei einer weiten Lesung.

 

Das aufwändig gestaltete Buch enthält darüber hinaus Fotos von Gedenkorten und Gedenkstätten sowie von noch heute in der Natur sichtbaren Spuren der deutschen Teilung. Zudem wurden alle zu Wort kommenden Zeitzeugen von der halleschen Fotografin Maike Glöckner porträtiert. 

 

Die umfangreiche Publikation wird gemeinsam von Maik Reichel, Direktor der Landeszentrale für politische Bildung, Dr. Kai Langer, Direktor der Stiftung Gedenkstätten des Landes Sachsen-Anhalt und Birgit Neumann-Becker, Beauftragte des Landes Sachsen-Anhalt zur Aufarbeitung der SED-Diktatur herausgegeben und stammt aus der Feder der halleschen Autorin Ines Godazgar. 

 

Grenzschicksale zwischen Altmark und Harz. Als das Grüne Band noch grau war. Verlag Janos Stekovics. 592 Seiten. 2023

 

 

 

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