Nur der Kopf stolpert, die Füße polieren blank
Drei Messingsteine erinnern an ermordete Hötensleber - Die Reminiszenz auch unbequemer Wahrheiten ist in Hötensleben allgegenwärtig. Oft nicht unumstritten, dennoch widerstandskräftig. So auch die "Stolpersteine", die seit Mittwoch das Pflaster am Steinweg 11 zieren. Sie erinnern an ein düsteres Kapitel der Dorfgeschichte.
Mutige Hötensleber haben Familie versorgt
Noch ein Jahr habe Familie Jaeckel hier zugebracht - unter erbärmlichen Umständen, denn ihr war die Lebensgrundlage entzogen; einige mutige Hötensleber haben die Familie noch heimlich versorgt, so gut es ging, ehe sie deportiert wurde. "Es ist wichtig für uns, daran zu erinnern, Familie Jae-ckel soll nicht in Vergessenheit geraten", so Buchwald weiter, "und ich freue mich, dass heute so viele Menschen verschiedener Generationen und Lebensbereiche hier sind, die diesen Gedanken mittragen."
Hebräisches Gebet zum Abschluss
Mücksch betonte mit Blick auf die "Stolpersteine", dass Namen ein unweigerlich mit der Persönlichkeit verbundener Teil der Menschen sind. "Sie dürfen deshalb nicht in Vergessenheit geraten. Unsere Namen sind es, mit denen wir in der nächsten Welt gerufen werden, so ist es im jüdischen wie im christlichen Glauben." Mit einem auf Hebräisch gehaltenen Gebet beendete der evangelische Pfarrer seine Rede.
"Es ist mitnichten so, dass hier auf den Opfern buchstäblich herumgetreten wird", ging Künstler Gunter Demnig auf eine ihm oft entgegnete Kritik zu seinen Stolpersteinen ein. "Zum Lesen der Inschriften muss man stehenbleiben, sich verbeugen oder sogar niederknien. Somit ist es eine wahre Ehrerbietung." Wichtig sei ihm auch das Material Messing, weil es bei Benutzung blankpoliert werde: "Man reibt sozusagen die Erinnerung frei."
Vorschau-Foto: Drei gravierte "Stolpersteine" am Hötensleber Steinweg 11 erinnern fortan an das Schicksal der bis Ende 1939 hier lebenden jüdischen Familie Jaeckel.
Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme