Sommersdorfs Ehrenbürger verlässt die Ratsbühne

Stets um Weitsicht und Nachhaltigkeit bemüht: Eckehart Beichler. Der 82-Jährige scheidet nun auf eigenen Wunsch aus dem Gemeinderat Sommersdorf aus. (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Stets um Weitsicht und Nachhaltigkeit bemüht: Eckehart Beichler. Der 82-Jährige scheidet nun auf eigenen Wunsch aus dem Gemeinderat Sommersdorf aus.
Der Gemeinderat Sommersdorf verliert eine tragende Säule. Eckehart Beichler hat seinen vorzeitigen Rückzug aus dem Gremium, dem er seit knapp 20 Jahren ununterbrochen angehört, erklärt.

 

Er hatte im Frühjahr schon avisiert, dass er sich bald aus der aktiven Ratsarbeit zurückziehen werde. Einen genauen Zeitpunkt hatte Dr. Eckehart Beichler da noch nicht genannt, für sich selbst aber wohl bereits beschlossen. So hat der 82-Jährige mit Schreiben vom 22. Oktober das Wort an seine Ratskollegen und Bürgermeisterin Hendrikje Riechers-Knape gerichtet: „Wie bereits vorangekündigt, lege ich hiermit mein Mandat im Sommersdorfer Gemeinderat nieder. Diese Verzichtserklärung trägt bewusst das heutige Datum, da ich am 22. Oktober 1972, also genau vor 50 Jahren erstmalig zum Mitglied eines Gemeinderats gewählt worden bin, damals auf der anderen Seit der Grenze. Ich bin der Meinung, dass sich damit heute für mich der Kreis schließt.“

Beichler verlässt den Rat in der Gewissheit, seiner SPD-Fraktion damit in der laufenden Legislaturperiode keine unzumutbare Bürde aufzuerlegen: „Da es noch genügend nachrückende Kistenkandidaten gibt, kann mein Ausscheiden keine Probleme bereiten.“

 

Auf der unteren Ebene viel bewirkt

Wenn auch keine Lücke entsteht, so hinterlässt Eckehart Beichler in der Ratsarbeit doch große und tiefe Fußstapfen, die vor allem in seiner langjährigen Funktion als Vorsitzender des Kultur- und Sozialausschusses begründet liegen – eine Aufgabe, die ihm stets am Herzen lag und darum auch mit dem persönlichen Wunsch verbunden ist: „Ich bitte darauf zu achten, dass meine speziellen Arbeitsfelder im Kultur- und Sozialbereich in engagierter Weise weitergeführt werden. Insbesondere sollten Rat und Bürgermeisterin dafür Sorge tragen, dass die Funktionen des Kultur- und Sozialausschussvorsitzenden und des verantwortlichen Schriftleiters für den Ortsanzeiger 'Rund um Dorn und Born' umgehend wiederbesetzt werden.

Ein letztes Mal werde er den Ausschuss noch leiten – am 14. November, so dass Beichlers Ausscheiden aus dem Rat und seinen Gremien am 15. November wirksam wird.

Als der promovierte Soziologe und Pfarrer im Ruhestand 2001 nach Sommersdorf kam, hatte er schon fast 30 Jahre lang kommunalpolitisch im Landkreis Helmstedt und seiner Heimatgemeinde Emmerstedt gewirkt. Quasi nahtlos und nicht minder nachhaltig setzte er sein Engagement im neuen Umfeld fort. Es führte letztlich dazu, dass ihm im Vorjahr die Ehrenbürgerschaft der Gemeinde Sommersdorf verliehen wurde, verbunden mit dem vielsagenden Satz des damaligen Bürgermeisters, Peter Müller: „Du bezeichnest dich ja heute noch gern als Neubürger, aber das will ich von dir nie wieder hören; du bist einer von uns!“

Beichler selbst ist „in der Rückschau froh, dass ich in den so ereignisreichen fünfzig Jahren unserer Ost-West-Region auf beiden Seiten jeweils eigene Beiträge zur kommunalpolitischen Basisarbeit leisten konnte. Vielleicht könnte dies auch ein Denkanstoß dafür sein, dass es in der vielgescholtenen Politik zumindest auf der unteren Ebene nicht nur Grund zum Ärgern und zur allgemeinen Unzufriedenheit geben muss. Die Devise sollte doch heißen: Nicht nur schimpfen, sondern mitarbeiten und für Verbesserungen sorgen, konstruktiv und langfristig. Für mich war dieser Grundsatz seinerzeit ja auch der Antrieb zur Aufgabe meiner vorhergehenden Funktionen und zur Übersiedlung nach Sommersdorf. Dieser Schritt hat zwar einige Mühen gebracht, aber ich habe ihn nicht bereut.“

Sein Ehrenamt als Chorleiter im Sommersdorfer Männergesangsverein will Beichler fortführen „solange ich es schaffe und der Chor es will.“ Den persönlichen Schwerpunkt möchte er nun jedoch auf „eigene Schreibarbeiten legen, die ich seit langem zurückstellen musste und für die meine begrenzte Lebenszeit hoffentlich noch reicht.“

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme