Landesväter überschreiten Grenze

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Haseloff und Weil würdigen Erinnerungsprojekte in Offleben und Hötensleben - Die Ministerpräsidenten Reiner Haseloff (Sachsen-Anhalt) und Stephan Weil (Niedersachsen) haben am Montag gemeinsam die Grenzwanderung zwischen Offleben und Hötensleben absolviert. Örtliche Vertreter erläuterten den Politikern und zahlreichen Gästen das geschaffene Erinnerungswerk beider Dörfer.

 

Der Gedenkfindling mit der Aufschrift "Deutschland ist unteilbar" am Offleber Dorfhaus fungierte als passendes Requisit beim Start der präsidialen Wanderung entlang des Grünen Bandes zwischen Offleben und Hötensleben. 1961, im Jahr des Berliner Mauerbaus, dort vom Offleber Kuratorium Unteilbares Deutschland gesetzt, zeugt der Stein von Protesthaltung und dem Glauben an Grenzüberwindung, der sich knapp 30 Jahre später auch bewahrheiten sollte.

Mit reichlich Gefolge, darunter Mandatsträger für Länder und Bund, Bürgermeister, Geschichtsforscher und auch Schüler, haben sich Sachsen-Anhalts Regierungschef Reiner Haseloff (CDU) und sein niedersächsischer Amtskollege Stefan Weil (SPD) am Montagvormittag auf den drei Kilometer langen Weg von West nach Ost begeben, um einerseits an den gesellschaftlichen Aufbruch vor 25 Jahren zu erinnern und andererseits die "Grenzwanderung Offleben" sowie das Grenzdenkmal Hötensleben als besondere Erlebnis- und Erinnerungsorte zu würdigen.

"Für uns ist das heute ein gemütlicher Spaziergang", gab Weil zu bedenken, "aber wir dürfen nicht vergessen, dass dies ein Ort von Gewalt und Abschreckung war." Haseloff ergänzte: "Das Grüne Band ist ein schönes Naturschutzgebiet entlang der einstigen Mauer, doch es steht auch für das Gedenken an unschuldige Opfer, deren Schicksal zum Teil bis heute nicht geklärt ist."

Bevor der frühere Kolonnenweg in Richtung Hötensleben beschritten wurde, legte der Offleber Grenzwanderexperte Jan-Hendrik Prüße die Besonderheit der Strecke dar: "Beide Dörfer liegen beziehungsweise lagen äußerst nah an der innerdeutschen Grenze - Offleben im Westen, Hötensleben im Osten. Doch so nah sich beide Orte auch beieinander befinden, so fern war der eine vom anderen durch die Grenze auch. Und daraus resultieren ganz unterschiedliche Perspektiven nicht nur in der geografischen Betrachtung." So sei es wesentliches Ansinnen der Grenzwanderung Offleben, die westliche Sichtweise vor Augen zu führen. Dies geschieht anhand von fünf Stationen, die zum Beispiel den Grenztourismus aufgreifen, als die Grenzanlagen der DDR zur beliebten Attraktion bei Ausflüglern in der BRD wurden.

 

Foto: Stephan Weil (links) wendet sich beim Start im niedersächsischen Offleben an Amtskollege Reiner Haseloff: "Ich freue mich darauf, gleich Ihr Territorium zu betreten."

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme