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Weimarer Ausgabe entstand in Drackenstedt

Weimarer Ausgabe entstand in Drackenstedt (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Weimarer Ausgabe entstand in Drackenstedt

Um Pfarrer Knaake, den Begründer der Weimarer Lutherausgabe, ging es bei einer Lesung in Drackenstedt. Hier wirkte der Pfarrer.

 

Wohl niemand kann heutzutage die Frage nach Karl Knaake (1835–1905) besser beantworten, als die Autorin des Buches, Ilse Zelle. Daher war es für die Kirchengemeinde Drackenstedt eine große Freude, dass sie im Rahmen des Reformationsfestjahres zum literarisch-musikalischen Abend nach Drackenstedt gekommen war, um aus ihrem Buch zu lesen. Ilse Zelle überraschte damit, dass sie statt einfachen Vorlesens einen spannenden und zugleich informativen Vortrag hielt. Mit einer Präsentation von Fotos, Texten und Dokumenten auf der Leinwand veranschaulichte sie ihre Ausführungen.

Noch vor Jahren, so berichtete Ilse Zelle, wusste sie über Karl Knaake sehr wenig, obwohl er ihr Urgroßvater war. Vor einigen Jahren begann sie jedoch, sich intensiv mit ihrer Familiengeschichte zu befassen. Damit bereicherte sie nun gleichzeitig die Kenntnisse über die Drackenstedter Dorf- und Kirchengeschichte, denn Karl Knaake war 20 Jahre lang (1881–1901) Pfarrer in Drackenstedt.

 

Pfarrer war auch wissenschaftlich tätig

Mit dem in dieser Zeit entstandenen Pfarrhaus ist sein Wirken noch heute im Ortsbild präsent. An mehreren Beispielen, die sie in alten Akten gefunden hat, vermittelte Ilse Zelle Einblicke in das seelsorgerische Wirken Pfarrer Knaakes und das damalige dörfliche Leben in Drackenstedt. Unterstützt wurde sie dabei von Beate Schmidt aus der Drackenstedter Kirchengemeinde, die die jeweiligen Zitate vortrug.

Neben seiner Tätigkeit als Pastor war Knaake, und das ist seine herausragende Leistung, intensiv wissenschaftlich tätig. Er hatte sich schon in jungen Jahren mit dem Wirken Martin Luthers beschäftigt. Zum 400. Geburtstag des Reformators erhielt Knaake von Kaiser Wilhelm I. den Auftrag zu einer Gesamtausgabe der Schriften Martin Luthers. Sie sollte alle Schriften, Briefe und Tischreden Luthers in chronologischer Ordnung enthalten. Als Verleger wurde Hermann Böhlau in Weimar bestimmt, wodurch für das von Knaake begründete Werk der Name „Weimarer Ausgabe“ gebräuchlich wurde. Ein Großteil der Zeit, in der er an der Weimarer Lutherausgabe arbeitete, fällt in seine Drackenstedter Dienstzeit.

Ilse Zelle schilderte, dass der schriftliche Nachlass Martin Luthers so groß ist, dass die von Knaake begonnene Arbeit an der Lutherausgabe erst im Jahr 2009 unter Leitung des Tübinger Professors Ulrich Köpf abgeschlossen werden konnte. Köpf unterstützte Ilse Zelle bei ihren Nachforschungen sehr und schrieb das Vorwort zu ihrem Buch.

 

Ein Präsent in Öl

Der Urenkelin gelang es auf beeindruckende Weise, die eingangs gestellte Frage, wer Karl Knaake war, zu beantworten, wie er gleichzeitig wissenschaftlich arbeitete und seelsorgerisch für die Drackenstedter Gemeinde wirkte. Der Vortrag wurde von Beate Schmidt musikalisch mit Mozart-Darbietungen am Digitalpiano umrahmt.

Die zahlreich erschienenen Drackenstedter und ihre Gäste dankten den beiden Frauen mit langem Beifall. Viele nutzten die Gelegenheit zum Kauf des Buches, um sich noch ausführlicher zu informieren, wie das kleine Drackenstedt mit dem großen Thema der Reformationsgeschichte verbunden ist. Diese Verbindung bleibt nun auch dauerhaft sichtbar, da Ilse Zelle der Kirchengemeinde ein Ölgemälde ihres Urgroßvaters schenkte, das die Gemeinde in Ehren halten wird.

 

Foto: Ilse Zelle (links) übergibt das Ölgemälde, das ihren Urgroßvaters Karl Knaake zeigt, an Drackenstedts Gemeindekirchenratsvorsitzende Marion Fruth. Foto: Gert Ellermann.

 

Text: Ronny Schoof - Volksstimme