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Schnaufender Koloss stoppt in Marienborn

Schnaufender Koloss stoppt in Marienborn (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Schnaufender Koloss stoppt in Marienborn

Großer Bahnhof in Marienborn: Mehr als hundert Schaulustige ließen sich den Tankstopp einer Dampflok, Baureihe 41, nicht entgehen.

 

Kein Sonderzug nach Pankow – aber fast. „Unser Ziel heißt Berlin, Kreuzberg. Dort besuchen wir am Nachmittag das Deutsche Technikmuseum“, erklärte Reiseleiter Matthias Schmid beim Zwischenhalt am Bahnhof Marienborn. Kurz nach halb neun war das stattliche Dampfross hier eingefahren. „Fünf Minuten Verspätung, das bekommt die Deutsche Bahn mit ihren modernen Zügen auch nicht pünktlicher hin“, witzelte ein neugieriger Nostalgiker am Bahnsteig.

Zwei Stunden war die 270-köpfige Reisegruppe da schon auf Achse. „Wir sind frühs in Hildesheim/Lehrte abgefahren und müssen im Vorfeld natürlich immer genau planen, wo und wie wir den immens wichtigen Wasserhalt einlegen können. Die Feuerwehr Marienborn ist schon seit Jahren ein verlässlicher Partner, wenn wir unsere Sonderfahrten veranstalten“, so Reiseleiter Schmid von der Dampflok-Gemeinschaft Klein Mahner, Niedersachsen.

Wasser aus der Zisterne gepumpt

Das eiserne Zugpferd fasst insgesamt 34 000 Liter Wasser. „Damit kommen wir 200 bis 220 Kilometer weit“, erklärt Schmid. In Marienborn war sozusagen Halbzeit, hatte die örtliche Feuerwehr zusammen mit den Kameraden aus Völpke und Sommerschenburg eine Schlauchbahn von der Zisterne am ehemaligen Zollhaus bis zum Bahnsteig gelegt und 17 Kubikliter in die Lok gepumpt. Mit Unterstützung der Harbker Feuerwehr war in der Vorwoche schon extra Wasser aus dem Löschteich in der Ortsmitte in die knapp einen Kilometer entfernte Zisterne gefördert worden.

Nicht nur die Feuerwehrleute genossen diesen Hilfseinsatz der besonderen Art, der Technikfaszination zum Anfassen bot. Zahlreiche Schaulustige und Eisenbahnfreunde hatten sich eigens dafür auf den Weg nach Marienborn gemacht. So auch Udo Riemann aus Seehausen mit Sohn André. „Eine 41er in Aktion erlebt man heutzutage ja nicht mehr so oft“, schwärmte der 64-Jährige, der angesichts des zischenden, ratternden und schnaubenden Wunderwerks ins Fachsimpeln geriet: „Sie hat einen größeren Kolbenhub als die 42er, bringt 2000 PS auf die Schiene und kommt bei voller Fahrt auf 90 km/h – ein echtes Prachtstück. Ich würde am liebsten aufsteigen und losfahren.“

Riemann, Dampfross-Fan seit Kindheitstagen, war auch aufgefallen, dass die Dampflok-Gemeinschaft ihre Lok umfunktioniert haben muss: „Sie läuft mit Öl als Heizstoff“, erkannte er am Tender. Matthias Schmid bestätigte: „Kohle wäre zu umständlich. Wir wollen es auch niemandem mehr zumuten, so viel zu schippen.“

Blick ins "Cockpit" war erlaubt

Wie schweißtreibend es dennoch auf dem Lokführerstand zugeht, durften Neugierige, so lange die Zeit und der Platz im engen „Cockpit“ es erlaubten, hautnah erleben. Sogar ein Blick in den Kessel mit seinem Höllenfeuer wurde gewährt. „Wir freuen uns doch, wenn unsere Vereinsarbeit auf so viel Interesse stößt“, meinte Matthias Schmid. Er und seine Mitstreiter waren schon die ganze Woche über mit der 41, Baujahr 1939, unterwegs: „Bis nach Halberstadt, Kassel und Wetzlar – mehr als tausend Kilometer.“ Die Absprachen mit der Bahn, deren Schienennetz der Verein ja zwangsläufig nutzen muss, seien „oft nicht ganz so einfach, aber wir machen das jetzt seit 25 Jahren und verfügen daher über eine gewisse Routine bei der Organisation.“

Am späten Abend wiederholte sich das Schauspiel. Gegen halb zehn stoppte der Hundert-Tonnen-Koloss mit den fünf Waggons auf der Rückfahrt zwecks Betankung erneut in Marienborn.

 

Foto: Die Dampflok mit der Kennzeichnung „41 096“ am Sonnabendmorgen beim Wasserhalt in Marienborn.

 

Text und Foto: Ronny Schoof - Volksstimme